Keine Druckpatrone ohne Antrag

Jugendliche machen schon früh Erfahrungen mit dem Problem „Überbürokratie“

Damit eine Druckerpatrone in der Schule gewechselt werden darf, müsse zunächst ein Antrag an die Kreisverwaltung gestellt werden. Bis es dann tatsächlich zum Austausch kommt, dauere es oft einige Zeit. „Warum bekommt die Verwaltung diese Befugnisse, wenn sie nicht die finanziellen und personellen Mittel dazu hat?“, so die Schülerfrage. Applaus gibt’s für einen Schülerbeitrag.

In Europa gebe es eine „wahnsinnige Bürokratie“, sagt Alwin Zimmer (AfD). Das gehe weiter in den Verbandsgemeinden, in den Landkreisen. Beim Bürokratie-Abbau „muss man mit dem Beil reinhauen. Man muss richtig holzen“, findet er. Die Regelung mit der Druckerpatrone sei „Schwachsinn“. Durch kurze Wege und Bürokratieabbau könne Geld im Kreis gespart werden.

Margot Schillo (Freie Wähler) kündigt an, sich um eine Lösung des Problems mit der Patrone bei der Kreisverwaltung bemühen zu wollen. In Sachen Bürokratie gibt sie ein eigenes Beispiel: So habe sie einen Bau-Antrag für eine Wald-Kita gestellt, der zwei Monate später mit der Frage zurückkam, ob sie ihrem Antrag zustimmen wolle. „Da muss man sich an den Kopf greifen und versteht die Welt nicht mehr.“ Die Beschleunigung der Digitalisierung sieht sie als wichtigen Faktor an.

Man stelle sich vor, so würde in der Privatwirtschaft gearbeitet, nimmt Michael Groß (FDP) Bezug auf das Druckerbeispiel. Man neige in Deutschland dazu, solche Probleme mit neuen Gesetzen regulieren zu wollen, statt an die Basis zu gehen und das Problem dort zu korrigieren. „Deshalb wird es immer schwieriger, in Deutschland etwas umzusetzen“, sagt der FDP-Mann. Dieses Problem werde nicht von der Digitalisierung gelöst, ein vorheriger Schritt sei notwendig.

Als „totalen Quatsch“ betitelt Sebastian Borger (CDU) die Regelung um die Druckerpatrone. Das Problem bei der Digitalisierung sei, dass jede Verwaltung vor sich hin arbeite – ohne verbindlichen Plan oder Ziel. Das müsse jedoch gezielt „von oben“ kommen, sagt er und nennt die Justiz als Beispiel: Dort seien vor einigen Jahren sämtliche Akten digitalisiert worden. Das beschleunige die Bearbeitung sehr. Genau das müsse auch das Ziel in der Verwaltung sein“, sagt er entschieden.

Während junge Leute heute Startups gründen und von überall aus mobil arbeiten, würden im Amt teilweise noch Faxe verschickt, benennt Christine Fauß (Grüne) ein Problem. „Meine persönliche Hoffnung sitzt in diesem Raum“, sagt sie zu den Schülern. „Bitte tun Sie was, damit dass in Zukunft besser wird.“

Bürokratische Probleme wie jenes mit der Druckerpatrone sind Thomas Danneck (WG Danneck) nach eigenem Bekunden nicht fremd. In Sachen Druckerpatronen sieht er auch den Schulleiter in der Pflicht, der auch mal über den „Schultellerrand hinaus“ gucken, den Vorrang des Druckens betonen müsse.

Pia Bockhorn-Tüzün (SPD) zeigt sich zuversichtlich, dass es seitens der Verwaltung „bestimmt eine schnellere Lösung“ gibt. Sie betont die Wichtigkeit der Digitalisierung: „Gerade in der Verwaltung ist es umso wichtiger, dass die Dinge etwas schneller gehen.“ Leider nutze dies aber auch nichts, wenn kein Fachpersonal da sei, das die Anträge bearbeiten könne.

Für Applaus unter den Schülern sorgt ein Beitrag von Schülermoderator Erik Sebastian Klumpp: Er bittet jene Podiumsteilnehmer aufzustehen, die den Abbau von Bürokratie befürworten. Alle stehen. Anschließend sollen sich jene setzen, deren Partei oder Gruppe nicht hinter diesem Anliegen steht. Alle stehen. Darauf Klumpp: „Dann stelle ich mir die Frage, warum sich noch nichts geändert hat.“

Zumindest in Sachen Druckerpatronen scheint Abhilfe geschaffen: Wie Margot Schillo (Freie Wähler) noch am Donnerstag der RHEINPFALZ mitteilt, habe sie sich mit der Kreisverwaltung in Verbindung gesetzt. Einen Vorrat an Druckerpatronen für das Gymnasium anzulegen, ist kein Problem, sei ihr mitgeteilt worden. Ihres Wissens habe die Schule einen technischen Assistenten, der sich um den Wechsel kümmern könne. pfe

(veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Rheinpfalz)

Quelle

AusgabeDie Rheinpfalz Westricher Rundschau – Nr. 94
DatumMontag, den 22. April 2024
Seite19