Philipp Jakob Siebenpfeiffer

geb. 12. November 1789 in Lahr, gest. 14. Mai 1845 in Bümpliz in der Schweiz, war ein deutscher Jurist, politischer Journalist und zusammen mit dem Publizisten Georg August Wirth und weiteren Mitstreitern Initiator des Hambacher Festes.

Siebenpfeiffer war nach seinem Jurastudium in der bayerisch-österreichischen Landesverwaltung tätig und sein beruflicher Weg führte ihn über Colmar, Kreuznach, Trier und Ottweiler, Landau, Speyer, Frankenthal 1818 nach Homburg. Als Landkommissär verwaltete er von dort aus  79 Gemeinden mit etwa 40 000 Einwohnern des heutigen Saarpfalz-Kreises, Saarland. Er förderte einen flächendeckenden Ausbau des Schulwesens, genauso wie den Ausbau der Verkehrswege und die Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse.

Ausflug einer Schülergruppe des Siebenpfeiffer-Gymnasiums zum Hambacher Schloss

In seinem journalistischen Engagement setzte er sich in seinen Zeitungen Rheinbayern und der Westbote für die Pressefreiheit ein. Am 27.Mai 1832 trat er als Initiator des Hambacher Festes auf und als führender Redner forderte er im Sinne der erstarkenden liberalen Opposition Freiheit, Demokratie, die Gleichberechtigung der Frau, einen deutschen Nationalstaat oder auch ein vereinigtes, demokratisches Europa.

Zur Erinnerung an Siebenpfeiffers journalistische Arbeit und zu deren Würdigung wird seit 1987 alle zwei bis drei Jahre der Siebenpfeiffer-Preis für engagierte Journalisten von der Siebenpfeiffer-Stiftung verliehen. In Homburg befindet sich deren Sitz und auch das Siebenpfeiffer-Haus, welches eine Ausstellung zu Siebenpfeiffer zeigt.

(Text von Doris Eichert)

Für seine Meinung ins Gefängnis gehen

Heimatgeschichte: Philipp Jakob Siebenpfeiffer ist der Namensgeber für das Gymnasium in Kusel – Für Frauenrechte eingetreten

Von Herwig Buntz

Seit 2015 ist das Gymnasium in Kusel nach Philipp Jakob Siebenpfeiffer benannt – einem Vorkämpfer für Pressefreiheit und Mitinitiator des Hambacher Festes 1832.

Der spätere Schriftsteller, Journalist und Verwaltungsjurist stammte aus dem badischen Lahr. Seine beiden Eltern starben, als er erst zehn Jahre alt war. Nach Abschluss der Volksschule begann er eine Ausbildung als Schreiber.

1809 erhielt er ein Stipendium und konnte in Freiburg Rechtswissenschaften studieren, was er mit der Promotion abschloss. Anschließend war er als Verwaltungsbeamter in der bayerisch-österreichischen Landesadministration für die territoriale Neuordnung nach dem Wiener Kongress zuständig. Er arbeitete an verschiedenen Dienstorten, bevor er 1818 bayerischer Landkommissar in Homburg wurde, was einem heutigen Landrat entsprach.

Von Armut geplagtWährend seiner Tätigkeit war Siebenpfeiffer immer wieder mit Armut und Arbeitslosigkeit konfrontiert, aber auch mit politischen Missständen. Sie resultierten oft aus den Sonderrechten der Pfalz aus napoleonischer Zeit, die der bayerische König Ludwig I. beseitigen wollte.

Als Sprachrohr für seine Kritik gründete Siebenpfeiffer 1830 die Zeitschrift „Rheinbayern“, die schon bald nach ihrem Erscheinen vom König verboten wurde. Er sollte nach Schwaben versetzt werden, entschloss sich aber, nach Zweibrücken und später nach Oggersheim zu ziehen. Hier gründete er wieder eine Zeitung und war maßgebend an der Entstehung des „Deutschen Press- und Vaterlandsverein“ beteiligt, der für die Freiheit der Presse kämpfte.

Der Höhepunkt in Siebenpfeiffers Leben war das „Konstitutionsfest“ auf dem Hambacher Schloss bei Neustadt, zu dem er zusammen mit Johann Georg August Wirth (1789-1848) einlud. Das Fest mit etwa 30.000 Teilnehmern wurde zu einer eindrucksvollen Demonstration für die Freiheit und nationale Einheit in Deutschland.

In seiner Begrüßungsrede plädierte Siebenpfeiffer damals für Reformen, um „Deutschlands Wiedergeburt zu erwecken“, und zur Zusammenarbeit mit den Patrioten der Nachbarländer Polen und Frankreich. Er beendete seine Ansprache in Hambach mit den Worten: „Es lebe das freie, das einige Deutschland! Hoch lebe jedes Volk, das seine Ketten bricht und mit uns den Bund der Freiheit schwört! Vaterland – Volkshoheit – Völkerbund hoch!“

In Landau vor GerichtAber die Demonstration gegen die autoritäre Regierung des bayerischen Königs blieb nicht ohne Folgen. Siebenpfeiffer und einigen anderen Festrednern wurde die „Aufreizung zum Umsturz“ vorgeworfen. Sie mussten sich im Juli 1833 vor einem Geschworenengericht in Landau verantworten, wurden dabei aber freigesprochen.

Doch Siebenpfeiffer und Wirth erhielten nicht die Freiheit, denn ein Zuchtpolizeigericht verurteilte sie im Anschluss wegen schwerer Beamtenbeleidigung zu zwei Jahren Haft. Im November 1833 konnte Siebenpfeiffer aus dem Gefängnis fliehen und lebte von da an im Schweizer Exil, wo er 1845 nach längerer Krankheit starb.

Siebenpfeiffer erfüllte alle Kriterien, die für einen Namenspatron des Kuseler Gymnasiums aufgestellt worden waren. Er war ein Kämpfer für die Menschen- und Bürgerrechte und für die Gleichheit der Frau, in der er „die Genossin des freien Bürgers“ sah. In seiner Hambacher Rede forderte er ein in Freiheit vereintes Europa und einen Bund der Völker.

Sein regionaler Bezug bestand darin, dass er als Homburger Landkommissar auch für den „Kanton Waldmohr“ zuständig war und damit für mehr als 20 Gemeinden, die heute zum Kreis Kusel gehören.

Zur Reform der Schulbildung veröffentlichte er mehrere Artikel, in denen er sich für die Renovierung und den Neubau von Schulen einsetzte. Sein oberstes Erziehungsziel war die Humanität, die alle körperlichen, geistigen und moralischen Fähigkeiten verband. Auch die frühe politische Bildung und eine daraus resultierende Verantwortung hielt er für notwendig.

Quelle

AusgabeDie Rheinpfalz Westricher Rundschau – Nr. 99
DatumDienstag, den 16. März 2021
Seite15

Trickfilm „Wer war Philipp Jakob Siebenpfeiffer?“

Ann-Kathrin Linn und Nane Scheidt, MSS 13 (2016/17), produzierten einen Trickfilm zum Leben von Philipp Jakob Siebenpfeiffer.

Inspiriert wurde die Idee durch das Thema Wahlspots, zu dem die beiden Schülerinnen bereits einen Trickfilm produziert hatten.

Viel Spaß beim Schauen des Films „Wer war Philipp Jakob Siebenpfeiffer?“ und HERZLICHEN DANK an Ann-Kathrin Linn und Nane Scheidt.

Hier können Sie/könnt ihr ein Radiointerview der Radio-AG mit Ann-Kathrin und Nane hören.

Siebenpfeiffer-Stiftung schaut nach Kusel

HOMBURG: Vorsitzender Theophil Gallo will Freundeskreis verjüngen und Kontakt zum Gymnasium in der Westpfalz-Kreisstadt knüpfen

„Wir müssen die Siebenpfeiffer-Stiftung näher an die Jugend heranbringen“, sieht Stiftungs-Vorsitzender Theophil Gallo Handlungsbedarf. Mit Angeboten wie dem alljährlichen Festbankett allein könne man den Altersschnitt bei Veranstaltungen der Stiftung nicht senken. Dabei war beim Bankett immerhin bereits der kommende Bundespräsident zu Gast.

Am 27. Januar 2008 hatte Frank-Walter Steinmeier, damals noch Bundesaußenminister, beim Siebenpfeiffer-Bankett die Festrede gehalten. Der am vergangenen Sonntag zum Bundespräsidenten gewählte SPD-Politiker sprach damals in der Aula des Homburger Gymnasiums Johanneum. Seine Themen waren Außenpolitik und Pressefreiheit.„Gerade heute ist unser Themenspektrum um Freiheit und Demokratie brandaktuell“, mahnt Gallo, dass die Stiftung neue Adressaten finden müsse – „auch abseits unserer seit Jahren treuen Freunde, die ja leider nicht jünger werden“. Im Raum Homburg/Zweibrücken, an der „Wiege der deutschen Demokratie“, so der Saarpfalz-Landrat, müsse die Siebenpfeiffer-Stiftung „in die Schulen reingehen und attraktive Veranstaltungen für junge Leute anbieten“.

Daher habe man sich für das junge Jahr 2017 vorgenommen, genau solche Veranstaltungen zu planen und Kontakte zu Schulen in der Region zu knüpfen – „zum Beispiel zum Gymnasium in Kusel, das ja inzwischen seinerseits den Namen Siebenpfeiffer trägt. Wir werden da einige neue Aktivitäten auf die Beine stellen“, kündigt Gallo an, den Blick über die Landesgrenze hinaus in Richtung Kuseler Land zu werfen.

Denn den Hütern von Siebenpfeiffers Erbe gingen die Themen wahrlich nicht aus, sagt der Stiftungs-Vorsitzende. „Für März haben wieder mal die Ewiggestrigen eine Demonstration in Homburg angekündigt“, blickt der Landrat auf eine bevorstehende Kundgebung. „Wir können es uns nicht leisten, uns auf den demokratischen Rechten und Errungenschaften auszuruhen, für die Siebenpfeiffer und seine Mitstreiter einst ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben.“ghm

(veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Rheinpfalz)

Quelle

AusgabeDie Rheinpfalz – Westricher Rundschau – Nr. 40
DatumDonnerstag, den 16. Februar 2017
Seite16