Das letzte Zeugnis im 37. Jahr

Gabi Drum blickt auf ihre Zeit als Schulsekretärin am Siebenpfeiffer-Gymnasium zurück

Von Michelle Pfeifer

Mit 37 Dienstjahren gehört Schulsekretärin Gabi Drum praktisch zum Inventar des Siebenpfeiffer-Gymnasiums. Viele Abitur-Jahrgänge hat die Quirnbacherin in dieser Zeit begleitet. Der aktuelle war der letzte.

An ihren ersten Arbeitstag am Siebenpfeiffer-Gymnasium erinnert sich Gabi Drum noch genau: So wie es den Fünftklässlern geht, wenn sie von ihrer kleinen Grundschule an das große Gymnasium mit den langen Fluren wechseln, so sei es auch ihr am Anfang ergangen. „Das Gymnasium war für mich etwas ganz Fremdes“, sagt die gelernte Verwaltungsangestellte, die nach ihrer Babypause gerne halbtags arbeiten wollte. Zuvor war sie auf der Zulassungsstelle bei der Kreisverwaltung tätig. Statt Zulassungen galt es fortan also Zeugnisse zu bearbeiten. „Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit wollte ich nicht mehr weg“, sagt die 64-Jährige.

In den 37 Dienstjahren hat sie so manchen Wechsel mitgemacht. Sechs Schulleiter, zwei kommissarische, vier Leiter der Mainzer Studienstufe (MSS), ebenso viele Verwaltungsprogramme hat die Quirnbacherin seither miterlebt. Das Besondere: Den jetzigen Schulleiter sowie seinen Stellvertreter hat die Sekretärin bereits in ihrer Schulzeit begleitet.

Kaffeetasse über

Zeugnissen ausgelaufenZuständig fürs Abitur war Drum schon immer. Rund 3700 Abizeugnisse hat sie in all den Jahren angefertigt, schätzt sie, darunter auch das ihrer eigenen Tochter. Der Arbeitsaufwand für die Erstellung hat sich im Laufe der Zeit jedoch deutlich verändert. Was heute elektronisch geht, war früher mühselige Arbeit. Mit der Schreibmaschine auf vier Seiten Kohlepapier hat sie zu Beginn die Abizeugnisse geschrieben. „Und wenn man sich vertippt hat, war alles für die Katz“, erzählt Drum lachend. Wenn alles gut ging, konnte man mit gut zehn Minuten für das Erstellen eines Zeugnisses rechnen. „Heute wird in zehn Minuten ein ganzer Klassensatz fertig. Das kann man sich alles gar nicht mehr vorstellen.“

Doch nicht nur der Fehlerteufel stellte damals eine Gefahr für frisch gedruckte Zeugnisse dar. Drum fiel einmal eine Tasse Kaffee um. Die braune Brühe verteilte sich über die gesamten Zeugnisse, die bis dahin fertig waren. „Da war eine Nachtschicht fällig“, sagt sie und lacht. „Jedes Jahr, wenn ich die Zeugnisse drucke, denke ich daran.“

Die Zeit, in der Noten händisch in dicke Bücher eingetragen wurden, für jeden erkrankten Schüler ein Zettel für die Klassenleitung geschrieben wurde, ist längst vorbei. Heute geht das alles viel schneller und einfacher mit Hilfe des digitalen Klassenbuchs. Und darüber ist die 64-Jährige auch froh. „Die Digitalisierung hat in den letzten Jahren in der Verwaltung vieles vereinfacht“, sagt Drum, die sich noch gut an den Einzug des ersten Computers im Sekretariat des Gymnasiums erinnert.

Nicht nur mit Zeugnissen und Krankmeldungen haben die drei Schulsekretärinnen am Siebenpfeiffer-Gymnasium zu tun. „Wir sind Ansprechpartner für alle, Seelsorger, Löwenbändiger, Mädchen für alles“, erläutert Drum schmunzelnd. Mit so manchem Fünftklässler, der mit einer Panikattacke im Krankenzimmer saß, habe sie auch schon gemeinsam Atemübungen gemacht. Ein besonderer Moment für sie: Als jener Schüler sein Abitur bestanden hat und sich die Eltern bei der Feier persönlich bei ihr für die Unterstützung bedankten. „Das blieb mir besonders in Erinnerung und hat mich sehr gefreut.“

Abifeiern mit Big-Band-Auftritt und Preisverleihungen, wie sie heute üblich sind, gab es zu Beginn ihrer Zeit am Siebenpfeiffer-Gymnasium nicht. Die Zeugnisse wurden im Biologie-Stufensaal ausgehändigt, wenn jemand fehlte, hat er das Dokument irgendwann abgeholt. „Heute ist es etwas Besonderes und gehört dazu“, findet Drum, die kürzlich auf der Abifeier des diesjährigen Jahrgangs offiziell verabschiedet wurde. Eine Trauerweide mit Vögelchen und bunten Blumen gab’s zum Abschied. So ganz steht der jedoch erst in ein paar Wochen an, zum 1. Juli verabschiedet sich die Schulsekretärin in den Ruhestand.

Ganz bestimmt werde sie die Schule, die Kollegen, die Schüler und Lehrer vermissen, mit denen sie stets ein gutes Verhältnis hatte. Doch freut sie sich auch auf die Zeit, in der sie sich mal nicht um andere, sondern lediglich um sich selbst kümmern kann. Das hat sich die 64-Jährige für ihren Ruhestand nämlich fest vorgenommen. Drum: „Ich bin weinend gekommen und hoffe, dass ich die Schule nicht so heulend verlasse.“

(veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Rheinpfalz)

Quelle

AusgabeDie Rheinpfalz Westricher Rundschau – Nr. 97
DatumMittwoch, den 26. April 2023
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