9. Klassen am 2. Siebenpfeiffer-Tag: Stolpersteine

„Esse est percipi“ (lat. Sein heißt Wahrgenommenwerden) lautet der Grundsatz der Theorie des Se­hens des irischen Theologen und Philosophen George Berkeley. Stefan Engel hat diesen faszinie­renden Ausdruck in einen ganz neuen Kontext gerückt, als er ihn zum Motto seiner Skulptur am Ort des ehemaligen jüdischen Gebetshauses in der Ziegelgasse in Kusel 1996 gemacht hat. Seine Bot­schaft: Solange wir der Opfer des Holocaust gedenken und die Erinnerung an ihre Namen und ihr schreckliches Schicksal lebendig halten, sind sie nicht vergessen.

Das war auch in diesem Jahr Anliegen und die Motivation der Verantwortlichen, die mit allen SchülerInnen der Jahrgangsstufe 9 zum Thema Stolpersteine gearbeitet haben: Das Gedenken an die unzähligen Opfer der Nationalsozialisten soll am SGK einen festen Platz behalten. Deshalb erarbei­teten sich alle NeuntklässerInnen ein differenziertes Verständnis zum Thema „Gedächtniskultur“ und stellten sich Fragen wie etwa: „Was sind Stolpersteine?“, „Wie sehen sie aus?“, „Warum werden sie verlegt?“, „Wieviel kostet ihre Verlegung (im In- und Ausland)?“, „Wo findet man sie?“ und nicht zuletzt: „Welche Stolpersteine gibt es in Kusel?“ (Die Antworten auf diese Fragen und vieles mehr finden Interessierte hier: https://www.stolpersteine.eu/). Dabei wurden auch die Gefühle und Asso­ziationen der jungen Menschen in den Blick genommen, indem thematisiert wurde, welche Bedeu­tung Erinnerung in ihrem Leben hat. Zum Abschluss erarbeiteten die SchülerInnen mithilfe der Bro­schüre „Erinnern Sie sich mit uns an unsere jüdischen Mitbürger in Kusel“, die auf einer Studie („‘…auf Lastwagen fortgeschafft.‘ Die jüdischen Bürger in der Stadt Kusel“, online zugänglich un­ter: https://stadt.kusel.de/infos-zur-stadt/auf-lastwagen-fortgeschafft) beruht, die Geschichte der jü­dischen Bürger Kusels, die dann bei einem Rundgang durch die Stadt vor dem jeweiligen Haus vor­gestellt wurde. Auf diese Weise wurden dann auf einmal aus Namen und Daten konkrete Personen und Familien, deren grausames Schicksal nachvollziehbar wurde. Wir wünschen uns, dass diese Eindrücke die jungen Menschen nachhaltig prägen und für ein schwieriges Thema deutscher Ge­schichte sensibilisieren, denn wir sind davon überzeugt „sein“ (esse) bedeutet [est] „Wahrgenom­menwerden“ (percipi).

Möge unser Erinnern einen kleinen aber wichtigen Beitrag zur Vermeidung weiterer Schrecken und Gewaltexzesse leisten – nicht mehr und nicht weniger ist unsere Hoffnung!

Torben Burkart und Ulrich Reh