Wie sieht der Alltag eines Landrats aus? (Ein Beitrag von Schülerinnen der 9. Klasse im Betriebspraktikum)

Allmählich neigt sich Otto Rublys achtjährige Amtszeit dem Ende entgegen. Ab Oktober wird sein Nachfolger auf dem Sessel in der Kreisverwaltung Platz nehmen. Wie sieht der Arbeitstag eines Kreischefs eigentlich aus? Landrat Rubly hat sich den Fragen zweier Schülerreporterinnen gestellt.

Von Johanna Reis und Theresia Buchhold

 
Für Landrat Otto Rubly ist jeder Tag anders. Manchmal muss er schon früh morgens in seinem Büro Termine vorbereiten. Ein andermal ist er den ganzen Tag auf Terminen in verschiedenen Städten unterwegs, erreicht erst am späten Nachmittag sein Büro in der Kuseler Kreisverwaltung. Dort empfängt er die RHEINPFALZ an einem Nachmittag. Der 67-Jährige hat sich gut eine Stunde Zeit genommen, um sich unseren Fragen zu stellen und uns von seinem Alltag als Landrat zu erzählen.

14-Stunden-Tage sind für Rubly keine Seltenheit. Wenn möglich, mache er Termine mit Mitarbeitern der Kreisverwaltung sowie Bürgern erst ab 9 Uhr. „Damit ich mich vorher noch um ein paar Dinge kümmern kann“, erklärt er und listet exemplarisch ein paar Termine auf, die in dieser Woche noch geplant sind, darunter viele mit Mitarbeitern, die mit ihm etwas absprechen wollen. Die Mitarbeiter arbeiten in verschiedenen Abteilungen, zum Beispiel Jugend und Soziales oder Ordnung und Verkehr.

Rubly: „Politiker müssen zuhören“Aber auch mit Bürgern, die sich zuvor beispielsweise per Mail mit ihren Anliegen an ihn gewandt haben, trifft sich der Landrat. „Politiker müssen zuhören“, findet Rubly. Er finde es wichtig, sich mit vielen Bürgern zu unterhalten, zu erfahren, was sie umtreibt. So könne auch die allgemeine Stimmung aufgenommen werden. Gerade auf höheren politischen Ebenen müsste dies noch viel mehr geschehen, sagt er. Wenngleich er Verständnis habe, dass dies aufgrund der vollen Terminkalender oft schwierig sei. Das sehe er ja bereits an seinem vollen Kalender. Es sei oft schwierig, sich Zeit zu nehmen, jedoch sei die Kommunikation mit Bürgern für Politik essenziell, findet er.

Zeit, um Angelegenheiten in Ruhe am Schreibtisch aufzuarbeiten, sei oft erst am Nachmittag. Und wann beendet der Kreischef, der häufig auch am Wochenende unterwegs ist, für gewöhnlich seinen Arbeitstag? „Ich gehe mit dem Hausmeister raus“, sagt er zwinkernd und lacht. Häufig sei es gegen acht, halb neun.

Er sei in das Amt hineingewachsen. Dass es mit großem Zeitaufwand verbunden ist, sei ihm vorher bewusst gewesen. „Das muss man wollen“, betont er. Dennoch bereite ihm die Arbeit sehr viel Spaß. Einige der Aufgaben seien angenehmer als andere. „Aber es gehört alles dazu. Es muss alles gemacht werden“, erklärt er.

Stolz sei er darauf, „dass wir eine Verwaltung haben, die offen mit den Bürgern kooperiert“. Zumindest soweit es der Datenschutz zulasse. „Wir sehen uns vor allem als Dienstleister für die Bürger.“ Auch wichtig findet Rubly, dass man über die Grenzen der Landkreise hinweg zusammenarbeitet, um großflächige Veränderungen zu bewirken. „Wir sollten über Grenzen hinaus denken“, meint der CDU-Politiker. Aber auch innerhalb eines Kreises sollten Parteigrenzen – trotz oft unterschiedlicher Meinungen – gedanklich überschritten werden, da gemeinsam oft bessere Ergebnisse erzielt werden könnten. Er finde, das sei in den vergangenen Jahren gut gelungen. Es freue ihn, wenn nicht nur innerhalb der eigenen Partei, sondern auch mit anderen diskutiert wird und so neue Lösungswege gefunden werden können.

Einige Ereignisse, die seine Amtszeit prägten, habe man vor Amtsantritt nicht absehen können, zum Beispiel, dass ein Krieg in der Ukraine und die Corona-Pandemie ausbrechen würden. Die Folgen beschäftigten auch ihn als Landrat.

Außerdem treten immer häufiger Naturkatastrophen – unter anderem Hochwasser – auf. Gerade seit der Ahrtal-Katastrophe habe das Thema Katastrophenschutz noch einmal an Bedeutung gewonnen. Es werde viel über mögliche Sicherheitsmaßnahmen diskutiert, um vorbeugen oder zumindest die schlimmsten Folgen vermeiden zu können.

All diese neu hinzugekommenen Probleme beschäftigen Landrat Rubly in seinem Arbeitsalltag. Aber es gibt auch Themen, die schon seit langer Zeit von Wichtigkeit sind: „Gerade an der Wirtschaft muss man immer arbeiten“, sagt er. Auch das Westpfalzklinikum bedürfe großer Aufmerksamkeit. Meist sei er derzeit mindestens einmal pro Woche in Kaiserslautern für Besprechungen zum Thema Klinikum. Rubly ist Aufsichtsratsvorsitzender.

Ab Oktober ist der Landrat
wieder LandwirtBevor Rubly Landrat wurde, war er vor allem in der Landwirtschaft tätig: Nach seinem Jurastudium kümmerte er sich um den Landwirtschaftsbetrieb seiner Eltern. Die Politik beschäftigte ihn eher hobbymäßig, vor allem, da es ihm immer wichtig gewesen sei – auch in der eigenen Partei – politisch unabhängig zu sein. Erst durch seine Wahl zum Landrat widmete er sich ganz der Arbeit in der Verwaltung, während seine Schwester den heimischen landwirtschaftlichen Betrieb übernahm. Natürlich habe ihn dieser Job auch im Laufe der Zeit verändert, meint Rubly, doch „die richtige Prägung bekommt man erst danach mit“.

Nur noch wenige Monate als Landrat stehen dem 67-Jährigen bevor. Obgleich er sein Amt gern ausübt, freut er sich nun darauf, ab Oktober wieder zur Landwirtschaft zurückzukehren. Ganz aus der Politik verabschieden wolle er sich aber noch nicht, beispielsweise wolle er als Vorsitzender des Alte-Welt-Vereins kandidieren. „Ich habe durchaus vor, noch was zu tun“, sagt er lächelnd. Was er jedoch ausschließen kann: „Ich werde mich meinem Nachfolger nicht aufdrängen.“ Wenn Ratschläge und Hilfestellungen gewünscht seien, komme er diesen gerne nach, ansonsten wolle er sich raushalten.

Die Autorinnen

Zwei Schülerinnen löchern einen Landrat

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Ihr Kreuzchen machen dürfen sie noch nicht – zu jung. Und doch dürften Theresia Buchhold und Johanna Reis mehr über die bevorstehende Landratswahl im Kreis Kusel wissen als so manche Wahlberechtigte. Und was der amtierende Landrat so den Tag über treibt, dazu haben sie Otto Rubly bei einem Besuch in der Kreisverwaltung gelöchert. Ihr Beitrag darüber erscheint heute in der Zeitung, ist seit gestern bereits online verfügbar und wird nun noch von einem Video gekrönt. All das war sozusagen ihre journalistische Abschlussarbeit: Die beiden Gymnasiastinnen des Siebenpfeiffer-Gymnasiums Kusel haben ihr obligatorisches zweiwöchiges Schülerpraktikum der neunten Klassenstufe in der Kuseler RHEINPFALZ-Redaktion absolviert und dabei so einige Beiträge verfasst.cha

(veröffentlicht mir freundlicher Genehmigng der Rheinpfalz)

https://epaper.rheinpfalz.de/EPaper/PHP-Files/archivedpages.php

Quelle

AusgabeDie Rheinpfalz Westricher Rundschau – Nr. 22
DatumMontag, den 27. Januar 2025
Seite11