Stolze Doppel-Pfalzmeister
„100 Jahre SGK – Vom Staatlichen ProGymnasium Kusel (1924) zum Siebenpfeiffer-Gymnasium Kusel (2024)“ feiert das Gymnasium in diesem Jahr. Die RHEINPFALZ hat einen Aufruf gestartet. Herausgekommen ist ein bunter Strauß an Anekdoten und Erlebnissen aus vergangener Zeit.
Schülerzeitung, Studium, Ehe
Von 1970 bis 1979 besuchte ich das Staatliche Gymnasium Kusel, so der damalige Name des heutigen Siebenpfeiffer-Gymnasiums. Als Neuntklässlerin engagierte ich mich ab 1974 in der Redaktion der Schülerzeitung „Diagonale“, weil ich diese abwechslungsreich und unterhaltsam fand. Vom Redaktionsteam wurden neben Geschichten aus dem Schulalltag, Porträts neuer Lehrerinnen und Lehrer und bildungspolitischen Abhandlungen auch lustige Lehrerzitate veröffentlicht. Der Austausch mit den beratenden Lehrern war oft sehr intensiv und anregend. Chefredakteur der „Diagonale“ war übrigens Arno Becker, späterer Redaktionsleiter der RHEINPFALZ in Mainz.
Da ich recht passabel zeichnen und kalligraphisch schreiben konnte, kümmerte ich mich um die Werbung, mit der ein Teil der Papier- und Druckkosten unserer Schülerzeitung bestritten wurde. Bei einer Auflage von 700 kostete die „Diagonale“ damals 70 Pfennige. So holte ich Werbeaufträge bei Geschäften, Betrieben und Behörden in Kusel und Umgebung ein, ließ mir passende Slogans einfallen und brachte diese mit Illustrationen frei Hand mit der Tuschefeder zu Papier.
Andere Redaktionsmitglieder wiederum lieferten die Inhalte für die Textseiten. So wurden regelmäßig Artikel über politische, literarische und auch philosophische Themen verfasst. In den Redaktionssitzungen diskutierten wir dann darüber.
Verfasser dieser Essays war Michael Schnorr, damals Schüler der Klassenstufe 12, den ich in unseren Redaktionstreffen kennenlernte. Seine manchmal sehr tiefsinnigen Abhandlungen beeindruckten mich einerseits sehr, andererseits konnte ich damit in meinem jungen Alter nicht wirklich etwas anfangen. Und so war ich damals froh, dass die Akquise und das Gestalten der Werbeanzeigen doch ein viel leichteres Geschäft und für mich genau richtig waren. Alles in allem war es eine sehr anregende Zeit in der „Diagonale“-Redaktion.
Im Jahr 1976 verloren Michael und ich uns aus den Augen. Etliche Jahre später – nach unseren Berufsausbildungs- und Studienzeiten – trafen wir uns zufällig in der Eisdiele Campo in Kusel wieder. Wir unterhielten uns äußerst angeregt und sollten fortan mit großer Freude wiederum unzählige tiefschürfende Diskussionen über Gott und die Welt miteinander führen.
Heute sind wir seit über 37 Jahren glücklich miteinander verheiratet.
Birgit Schnorr, Kusel
„Wie auf dem Betze vor der Westkurve“
Vor den Sommerferien 1969 erreichten zwei Schulfußballmannschaften des Gymnasiums Kusel, die damals betreut wurden von unserem beliebten Sportlehrer Ludwig Berndt, die Endspiele der Pfalzmeisterschaften. Beide Spiele der Mittelstufen- und Oberstufenmannschaft wurden in Edenkoben auf dem Gelände der Sportschule des Südwestdeutscher Fußballverbands ausgetragen.
Der damalige Schulleiter – Direktor Gerlach – war sehr fußballbegeistert. Er erklärte den Tag zum Wandertag für die ganze Schule. Ziel: Edenkoben. Mit vielen Bussen fuhren unsere „Fans“ zum Spielort. Sie hatten Fahnen und Banner angefertigt und feuerten uns mit Hupen, Trompeten und Gesängen an. Wir fühlten uns beim Betreten des Rasens wie auf dem Betze vor der Westkurve.
Am Ende gingen beide Teams als Sieger vom Platz. Ich gehörte damals zur Mittelstufenmannschaft. Wir gewannen 4:2 nach einer 4:0-Führung gegen das Aufbaugymnasium Speyer. Unsere Oberstufenschüler siegten 2:1 gegen das Otto-Hahn-Gymnasium Landau.
Nach den Spielen fand ein Bankett für alle beteiligten Spieler und Betreuer in den Räumen der Sportschule statt. Unser Sportlehrer, Ludwig Berndt, nahm mit einem breiten Grinsen beide Pokale mit großer Zufriedenheit in Empfang. Die Doppel-Pfalzmeisterschaft im Schulfußball der höheren Schulen war bisher noch keiner pfälzischen Schule gelungen.
Wir reisten mit unserem Coach glückselig nach Kusel zurück und freuten uns natürlich ganz stolz auf den nächsten Schultag.
Helmut Bettinger, Kusel
Missverständnis beim Hamsterkauf
Es war zur Zeit des zweiten Golfkrieges Anfang der 90er-Jahre. Wir waren noch im Klassenverband, neunte oder zehnte Klasse, also noch nicht in der Oberstufe.
Es herrschte eine gewisse Aufregung in Anbetracht der Weltlage und in den Medien wurde vor Panik und Hamsterkäufen gewarnt.
Das Thema wurde auch in der Schule angesprochen, da viele Schüler beunruhigt waren. Ich weiß nicht mehr, in welchem Unterricht es war, bin mir aber ziemlich sicher, dass unser Religionslehrer sich die Ängste und Nöte der Schüler anhörte. Wir sprachen nun also über den Krieg und welche Folgen er auch für uns hier haben könnte.
Ein Mädchen aus der Klasse fing plötzlich ganz fürchterlich an zu weinen und konnte sich gar nicht beruhigen. Auf die einfühlsame Nachfrage des Lehrers, was ihr denn solchen Kummer bereite, schluchzte sie immer wieder recht unverständlich: „Ach Gott nää, wie kammer nur sowas mache? Die arme Diere! Die sinn doch so klään, do iss doch gar nix dran! Wie kammer die nur esse?“
Wir Schüler und auch der Lehrer waren ratlos und konnten uns gar keinen Reim darauf machen. Was hatte dieser Krieg mit Tieren zu tun? Welche Tiere meinte sie und wieso sollte man die essen oder auch nicht essen? Das Vegetarier- und Veganertum war damals eben noch nicht so verbreitet.
Nach langem Hin und Her stellte sich dann heraus, was die Klassenkameradin so betrübte: Sie dachte nämlich, mit Hamsterkäufen sei gemeint, dass sich die Bevölkerung Hamster zulegt, um diese dann in Käfigen ständig zu vermehren und sie in Notzeiten zu essen. Eigentlich eine clevere Idee, oder?
In der Coronazeit, als Hamsterkäufe wieder ein Thema waren, musste ich öfters daran denken.
Melanie Schäfer-Jung,
Selchenbach
Lehrerzitate in der „Diagonale“
In der Schülerzeitung „Diagonale“ wurden schrullige Zitate der Lehrer abgedruckt. Eine kleine Auswahl:
„Natürlich kann man auch auf die väterlichen Chromosomen pfeifen.“ (Falk) „Ich habe nur ungerade Glieder hier drin.“ (Klein) „Dich hamse wohl mitm Klammerbeutel jepudert.“ (Müller)„Sagen Sie Herrn Klein mal, er soll nicht mit voller Birne arbeiten.“ (Becker)
Hannelore Höhn, Wirges
(veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Rheinpfalz)
Quelle
Ausgabe | Die Rheinpfalz Westricher Rundschau – Nr. 91 |
Datum | Donnerstag, den 18. April 2024 |
Seite | 12 |