Junge Forscher und ein einsamer Krebs

Schüler des Siebenpfeiffer-Gymnasiums untersuchen im Unterricht die Qualität des Kuselbachs – Neuer Sensor ermöglicht bessere und genauere Werte

Von Ida Merker und Philipp Jung

Kusel. Das Siebenpfeiffer-Gymnasium untersucht regelmäßig die Qualität des Kuselbachs. Ein neuer Sauerstoffsensor nimmt dabei eine wichtige Rolle ein.

Der sieben Kilometer lange Kuselbach plätschert dahin. „Er fließt direkt hinter unserer Schule, und irgendwie nimmt ihn im Alltag niemand so richtig wahr“, sagt Karl Trossen-Wanninger, Biologielehrer am Siebenpfeiffer-Gymnasium. Grund genug für die Schule, ihn genauer zu erforschen. An einem Dienstag im September ist der Biologie-Leistungskurs der Klassenstufe zwölf unter der Aufsicht von Lehrerin Sandra Wagner an dem Gewässer unterwegs, experimentiert fleißig an unterschiedlichen Stellen des Ufers. Schülerinnen und Schüler messen zum Beispiel den Nitrat- und Phosphatgehalt. Andere bewerten die optische Lage des Gewässers. Wieder andere bestimmen mithilfe einer Google-App die Pflanzen, die rund um den Bach wachsen, und eine weitere Gruppe sucht nach Tieren im Bach. Auch die Fließgeschwindigkeit wird untersucht und die Wassertiefe gemessen. Manch einer riecht sogar mal am Wasser – auch der Geruch gibt schließlich Aufschluss über die Qualität.

Tatsächlich fischt der Kurs im Laufe der Doppelstunde Biologie ein Tierchen aus dem Kuselbach: einen kleinen Krebs, den Lehrerin Wagner sogleich als amerikanischen Flusskrebs – auch Signalkrebs genannt – identifiziert. „Diese Krebse sind hier nicht heimisch, sondern aus Nordamerika eingeschleppt worden“, sagt die Biologielehrerin. Der Deutsche Edelkrebs hingegen sei eine verdrängte Art. Wagner: „Wenn wir den hier und heute im Kuselbach finden würden, wäre das eine Sensation.“ Im Glan gebe es mancherorts besonders viele amerikanische Flusskrebse, wie sie erklärt. „Die werden zum Teil auch aus dem Wasser geholt und an die Gastronomie verkauft“, sagt sie. Der Krebs sei also essbar. Die Schülerinnen und Schüler setzen ihn aber lieber wieder aus. Sie finden ihn vor allem „voll süß“.

Eichen und Buchen: Untypische Pflanzen am UferDer Zwölftklässler Leon Schmidt misst an einer Stelle des Fließgewässers 20 Milligramm Nitrat pro Liter. „Der Wert erscheint mir relativ hoch“, sagt Wagner. Etwas weiter vorne sieht’s jedoch schon besser aus: zehn Milligramm pro Liter. Alles in allem: Werte, bei denen man vorerst keine Bedenken haben muss, findet der Kurs.

Jedoch fällt den Schülern auf, dass es nicht nur heimische Pflanzen am Kuselbach gibt, sondern etwa auch den Staudenknöterich, eine invasive Art. Die Bäume am Ufer wiederum seien nicht typisch für Flussläufe. „Anstelle von Eichen und Buchen würde man eher Weiden und Pappeln erwarten“, sagt Sandra Wagner. Wie könnte man den Bach insgesamt etwas natürlicher gestalten, fragen sich die Gymnasiasten. Das Ergebnis eines kurzen Gedankenaustauschs: Der Fluss ist „sehr verbaut“. Und sein Umfeld – er fließt mitten durch Kusel – lässt zu wenig Platz, um große Änderungen vorzunehmen.

Gewässeruntersuchungen am Kuselbach durch das Siebenpfeiffer-Gymnasium gibt’s schon lange – die Schule hat eine Bachpatenschaft für einen Abschnitt des Gewässers. Seit dem 21. Juli wird sie dabei technisch unterstützt – durch eine neue Sauerstoffmessanlage. Das System wurde vom eigenen Schulhausmeister installiert, erklärt Karl Trossen-Wanninger: „Insgesamt eine geniale Konstruktion“, findet er. Der Sensor stecke in einem Durchflussrohr unter Wasser und könne Temperatur, Sauerstoffgehalt und -sättigung messen – und laufend Werte liefern. „Alle zehn Minuten“, zeigt sich Trossen-Wanninger erfreut und zeigt verschiedenfarbige Kurven sowie eine Tabelle auf einem Laptop.

Die Informationen aus dem Sensor würden durch ein dünnes Rohr zum Sender geleitet, der an einem Brückenlager befestigt ist. Der Sender ist eine eher unscheinbare graue Box, die Daten archiviert und besagte Aufzeichnungen liefert – eine gute Grundlage für weitere Untersuchungen.

Sponsoren helfen bei SauerstoffmessanlageAuf die Frage nach dem Gedanken hinter dem neuen Messsystem antwortet der Biologielehrer: „Wegen unserer Bachpatenschaft sind wir immer mal wieder mit verschiedenen Klassen zum Kuselbach gegangen, um Messwerte auszurechnen.“ Damit das einfacher und regelmäßiger vonstatten gehe, sei die Sauerstoffmessanlage ein gutes Hilfsmittel. Neben der Regelmäßigkeit erziele man durch das System bessere und genauere Werte. „Wir können nun viel besser sagen, wie es dem Bach wann geht“, sagt Trossen-Wanninger.

Ohne Sponsoren wäre die Anschaffung allerdings nicht möglich gewesen, betont Schulleiter Marco Schneider. Die Kreissparkasse Kusel habe das Projekt mit einer Summe von 2000 Euro gefördert, den Rest – rund 300 Euro – habe der Förderverein des Siebenpfeiffer-Gymnasiums beigesteuert.

Lobend erwähnt der Schulleiter außerdem Michael Theis, den Techniker des Gymnasiums: Er habe die Daten „in eine für Menschen lesbare Form“ gebracht. Unter sauerstoffsensor.mysgk.de kann sie jeder abrufen.

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(veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Rheinpfalz)

Quelle

AusgabeDie Rheinpfalz Westricher Rundschau – Nr. 237
DatumMontag, den 13. Oktober 2025
Seite12