Wiedersehen mit einstigen Weggefährten

100 Jahre alt ist das Kuseler Siebenpfeiffer-Gymnasium in diesem Jahr geworden. Zum Schulfest am Wochenende besuchten auch ehemalige Abiturienten ihre frühere Schule. Sie freuten sich, ihre einstigen Lehrer wiederzusehen oder Weggefährten aus der Schulzeit zu treffen.

Von Thorsten Zimmer

 
Kusel. Wenn eine Schule es schafft, nicht nur lange zu bestehen, sondern aus dem Wechsel gesellschaftlicher Systeme, aus den Wirren von Kriegen und aus der Unberechenbarkeit von Werte- und Technologiewandel hervorzugehen und dabei identitätsprägend Bildung im Landkreis und in der Region zu gestalten, dann darf sie als erfolgreich gelten. Das Siebenpfeiffer-Gymnasium feierte am vergangenen Samstag sein 100-jähriges Bestehen als staatliche Schule. Wenn man weiter in der Geschichte zurückschaut, ist die Schule sogar viel älter.

Die große Stärke des Gymnasiums in seiner heutigen Form wurde auf dem Festakt sowie beim anschließenden Schulfest deutlich: Bewährtes aus der Vergangenheit wird weitergeführt, Zukunftsfragen finden Beachtung und konzentriert ist man auf den Moment. Davon zeugte inhaltlich der Festakt, der musikalisch mit einem Menuett von Wolfgang Amadeus Mozart eröffnet wurde. Im Saxophon-Duo spielten Teresa Maldener und Johanna Reis. Dasselbe Werk wurde vor langer Zeit bereits zu einem Festakt der Schule gespielt.

Schulleiter Marco Schneider sprach von einem „Jahrhundert voller Geschichte, Bildung und Gemeinschaft.“ Im Jahr 1924 wurde das Königlich-Bayrische ProGymnasium zu Kusel zum Staatlichen ProGymnasium Kusel. Man habe sich den Herausforderungen des gesellschaftlichen Wandels zu jeder Zeit gestellt – und der heutige Kernbaustein, um diesem laufenden Wandel zu begegnen, sei die Digitalisierung. Landrat Otto Rubly verband in seinen Grußworten das Wirken des Gymnasiums mit der Region. So sei die Schule einerseits unverzichtbares Standbein für einen erfolgreichen Start ins Leben, andererseits habe der Landkreis und die Region jungen Menschen nach dem Schulabschluss viel zu bieten. Rubly appellierte hier auch an Eigenverantwortlichkeit; man müsse „genau hinschauen und sich informieren“.

Ballon

hebt abDie Hauptrede zum Festakt hielt Werner Feick, der Verfasser der Schulchronik und ehemaliger Lehrer. Er verdichtete stets die Entwicklungen der Vergangenheit mit Bezügen in unsere Zeit zu einem intensiven Moment. Dafür erhielt er viel Lob aus dem Publikum. Sein bisweilen scharfer Humor mit hintergründigen Seitenhieben passte zur offensichtlichen Stärke der Schule – eine große Gegenwartsbezogenheit und die Bereitschaft, im stetigen Wandel nicht zu stagnieren, sondern zu wachsen. Ebenso sprach Christoph Licht vom Haus im Westrich zu der noch jungen Kooperation mit der Schule.

An die musikalische Zäsur mit dem ABBA-Titel „Mamma mia“, gespielt im Saxophon-Trio von Teresa Maldener, Johanna Reis und Eva Schmitt, schloss sich das Schulfest an. Hier wurde bei vielen Aktivitäten auch die Möglichkeit des Austauschs genutzt. Viele Besucher freuten sich, ihre ehemaligen Lehrer wiederzusehen oder Weggefährten aus der Schulzeit zu treffen.

Von den vielen Attraktionen des Schulfestes stach der Start eines Stratosphärenballons heraus. Michael Schlemmer, stellvertretender Schulleiter, erläuterte gegenüber der RHEINPFALZ das Projekt insgesamt. Der Helium-Ballon trug, mit dem Schwerpunkt weit unter sich, Messinstrumente, ein GPS-Signal sowie Kameras und Experimente. Nicht zuletzt aufgrund der nahen Luftraum-Kontrollzonen Baumholder und Ramstein sei der Start angemeldet – man habe einen zeitlichen Slot von zwei Tagen.

Namensgeber

sinnvoll ausgewähltObwohl das Wetter insgesamt seine mildere Seite während des Schulfestes zeigte, kam unmittelbar vor dem geplanten Start des Ballons stärkerer Wind auf und es folgte ein Startabbruch. Der zweite Versuch war jedoch erfolgreich und der Ballon wurde mit langen Leinen austariert. Der weitere Flug wurde durch einen GPS-Tracker über ein Tablet mitverfolgt: Nach dem Start auf dem Sportgelände des Gymnasiums flog der Ballon bei schnellem Steigen in Richtung Vogelsang – völlig losgelöst, passend zum eingespielten Titel „Major Tom“.

Danach füllte sich das gesamte Gelände schnell weiter mit Besuchern. DIE RHEINPFALZ sprach mit Sabrina Giancotti, ehemalige Schülerin aus dem Abiturjahrgang 2000. Neben Fahrten nach England und Berlin habe sie das Finden der eigenen Stärken an der Schule in besonderer Erinnerung. Hier denke sie auch an die Besinnungstage.

Besonders lobend äußerte sich Timo Thiel, Abiturjahrgang 2001. Mit Bezug auf sein eigenes Erleben an der Schule beschrieb er das Bilden von Gemeinschaft in Aktivitäten sowie auf Fahrten als besonders wertvoll. Die Schule habe ihm geholfen, sein soziales Umfeld und ebenso soziale Kompetenzen zu erweitern. Das sei ein großer persönlicher Fortschritt in der Oberstufe gewesen. Abschließend bescheinigte Thiel der Schule eine sinnvolle Auswahl des heutigen Namensgebers Siebenpfeiffer: „Er steht für den Kampf um Demokratie in den wichtigen Entwicklungen des 19. Jahrhunderts“, sagte er.

(mit freundlicher Genehmigung der Rheinpfalz)

Quelle

AusgabeDie Rheinpfalz Westricher Rundschau – Nr. 131
DatumMontag, den 24. Juni 2024
Seite19