Wie entsteht eigentlich ein Stundenplan?

Wenn die Computer über mehrere Stunden auf Hochtouren gerechnet und irgendwann ein brauchbares Ergebnis ausgespuckt haben, beginnt die eigentliche Arbeit für das Schulleiter-Gespann: Viel „Schweiß und Arbeit“ kostet es, bis am Ende der Sommerferien der fertige Stundenplan steht – im Kuseler Fall ein Plan für gleich zwei Schulen.

Von Michelle Pfeifer

 
Kusel. Während so manche Schüler und Lehrer gerade die Ferien an den Urlaubsstränden oder im Freibad genießen, wird im Kuseler Siebenpfeiffer-Gymnasium noch gearbeitet. Im Büro von Schulleiter Marco Schneider sitzen neben Schneider Stellvertreter Michael Schlemmer sowie Axel Schmidt, Konrektor der Realschule plus. Was für die meisten Schüler und Lehrer zu diesem Zeitpunkt noch in weiter Ferne liegt, wird hier bereits angepackt: Jetzt werden die Voraussetzungen für das kommende Schuljahr geschaffen, der Stundenplan fürs Schuljahr 2024/25 erstellt.

Warum nun die Leitungen der beiden Schulen zusammensitzen, hat einen besonderen Hintergrund: Durch die gemeinsame Orientierungsstufe, sprich die Klassen fünf und sechs, sind das Siebenpfeiffer-Gymnasium und die Realschule plus miteinander verbunden. Lehrer beider Schulen pendeln für den Unterricht zwischen den Einrichtungen – ein Faktor, der bei der Stundenplanerstellung ebenfalls berücksichtigt werden muss. Durch diese Verbindung entsteht am Ende ein gemeinsamer Stundenplan für beide Schulen.

Wunschzettel und Wunschgespräche

Im ersten Schritt muss der Unterricht ab Ende August verteilt werden, sprich die Fächer den jeweiligen Klassen und Lehrkräften zugeordnet werden, ehe es an den eigentlichen Stundenplan geht. Bis dieser in seiner finalen Version am Ende der Ferien steht und von Schülern wie Lehrern erwartungsvoll in Augenschein genommen werden kann, ist es ein weiter Weg, der den Verantwortlichen gar die eine oder andere arbeitsreiche Nacht beschert.

Für die Unterrichtsverteilung, abgekürzt UV, sind vorwiegend Schneider für das Gymnasium und Schmidt für die Realschule plus zuständig. Planungssicherheit ist dabei das Stichwort, schließlich müssen die beiden einen Anhaltspunkt haben, welche Lehrkräfte für das kommende Schuljahr einsetzbar sind. Jedoch: Zu Personalverschiebungen könne es noch während der ganzen Sommerferien kommen, erklärt Schneider. Im ungünstigsten Fall noch in der letzten Ferienwoche. Die Lehrkräfte erhalten deshalb zu Ferienbeginn lediglich einen vorläufigen Plan über die Verteilung ihres Unterrichts. Ihre Wünsche können die rund 65 Lehrer am Siebenpfeiffer-Gymnasium übrigens vorab per (Wunsch-)Zettel mitteilen, erklärt Schneider – beispielsweise wenn sich jemand wünscht, Musikunterricht in Jahrgang neun oder zehn zu geben. An der Realschule plus mit kleinerem Kollegium – um die 35 Lehrkräfte sind dort tätig – würden dagegen (Wunsch-)Gespräche geführt, berichtet Schmidt.

Ans Eingemachte geht es, sobald die UV steht. Aufseiten des Gymnasiums ist der stellvertretende Schulleiter Schlemmer damit betraut, Schmidt führt für die Realschule plus auch diese Aufgabe aus. Damit der Computer einen potenziellen Stundenplan erstellen kann, muss er zunächst mit Eckdaten gefüttert werden – das beginnt bei den vorgegebenen Räumen und reicht bis zu den unterschiedlichen Arbeitszeitmodellen der Lehrkräfte, erklären Schneider und Schmidt. Je mehr Randbedingungen es gibt, umso schwieriger werde die Erstellung eines guten Plans. Zehn bis zwölf Stunden sei ein Computer schonmal beschäftigt, ehe er einen Plan ausspuckt, erklärt Schmidt, der den Prozess daheim gleich auf drei Rechnern anstößt, wie er sagt. Hinzu kommen zwei Geräte, die Schlemmer bedient.

Es kostet Zeit, am Stundenplan zu feilen.

Während die ersten Ergebnisse gesichtet und kontrolliert werden, würden die nächsten Prozesse bereits wieder angestoßen, erklärt Schmidt weiter. Eine Kennzahl gebe an, wie gut der ermittelte Plan passt. Beispielsweise könne es sein, dass noch drei Stunden unverplant sind, die anschließend von den beiden händisch untergebracht werden müssen. „Sobald ein guter Plan gefunden ist, rufen wir uns gegenseitig an und diskutieren darüber“, berichtet Schlemmer. „Lassen wir noch mal neu laufen oder nehmen wir ihn?“ – um diese Frage geht’s. Ende der zweiten Woche steht der vom PC ermittelte Grundplan. Danach feilen beide für sich am Stundenplan. Und das kann in einigen Fällen viel Zeit in Anspruch nehmen.

Denn: „Die Hauptarbeit ist das händische Verschieben“, erklärt Schlemmer, der wie seine Kollegen Schmidt und Schneider schon einige Stundenpläne erstellt hat. „Man kann manchmal Stunden sitzen, bis die letzte Stunde untergebracht ist – und zwar so, dass es niemandem wehtut.“ Denn darum sind die beiden sehr bemüht, wie sie sagen. „Wir versuchen, das Beste herauszuholen“, betont Schlemmer, der sich wie sein Kollege Schmidt in dieser Zeit auch mal die eine oder andere Nacht um die Ohren schlägt. „In der fünften Woche ist man sehr viel am schieben“, erklärt er, ehe der Plan im Regelfall in der letzten Ferienwoche fertig ist. Nachrangig würden noch die Bereitschafts- und Pausenaufsichtspläne erstellt, in die ebenfalls viel Energie gesteckt werde. In diesem Jahr sind es 721 Schüler am Siebenpfeiffer-Gymnasium und 451 an der Realschule plus, die ihren neuen Stundenplan Ende August mit Spannung erwarten.

(veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Rheinpfalz)

https://epaper.rheinpfalz.de/EPaper/PHP-Files/archivedpages.php

Quelle

AusgabeDie Rheinpfalz Westricher Rundschau – Nr. 178
DatumFreitag, den 2. August 2024
Seite13