Gedenkstättenfahrt 2023

Schüler:innen der 10a und 10b haben stellvertretend Texte verfasst, die die Eindrücke dieser besonderen Fahrt vermitteln. Weiter unten finden Sie/findet ihr die Präsentation, die bildliche Einblicke gewährt.

Wir, die Klassen 10a und 10b, haben vom 6. bis 9. November an der jährlichen Studienfahrt nach Dachau teilgenommen.

Zuerst fuhren wir nach Nürnberg und besichtigten dort das Reichsparteitagsgelände. Dort stehen einige Gebäude der Nationalsozialisten. Wir erfuhren, dass dort noch viel mehr geplant war, als da stand, obwohl das schon riesig war.

Für mich persönlich war es besonders eindrücklich, wie größenwahnsinnig die Pläne des

Reichsparteitagsgelände, auch vergleichbar mit dem generellen Größenwahnsinn des Nationalsozialismus, war. Die Nazis konnten das ja gar nicht alles finanzieren. Das passt zum Irrsinn der nationalsozialistischen Bewegung.

Auch wichtig war für mich die Erkenntnis, dass bei den Nationalsozialisten alles auf einen „Führer“ ausgerichtet war – egal was für einen Schwachsinn der erzählte, das wurde gemacht. Selbst in den Architekturentwürfen spiegelt sich das wider – es war ein extra Podium für den Führer, ein extra Platz für den Führer, ein ganzes Gebäude nur für Reden des „Führers“ einmal im Jahr.

Außerdem fühlte man sich, insbesondere in den Gängen des sog. „Kolosseums“ (neue

Kongresshalle) als Einzelperson nichtig – der Einzelne ging in der Menge unter. Das war, denke ich, auch ein Grund dafür, das Gelände so zu gestalten.

Am nächsten Tag fuhren wir dann nach München, wo wir etwas über viele Widerstandsgruppen erfahren haben. Ich fand es erstaunlich, wie mutig manche Menschen waren, die für ihre Meinung und die Gerechtigkeit in den Tod gegangen sind. Ich weiß nicht, ob ich in dieser Situation genug Mut dafür gehabt hätte.

Außerdem haben wir in München etwas über die Anfänge des Nationalsozialismus gehört – dort hat nämlich diese Bewegung angefangen.

In Dachau waren wir dann am nächsten Tag. Dort besichtigten wir das KZ und bekamen generelle Informationen zu den KZs im Dritten Reich und zu den grausamen Lebensumständen in Dachau.

Ich fand es bedrückend, wie Häftlinge unter Verlust ihrer Menschlichkeit und Würde zu Tode schikaniert und gequält wurden. Man muss sich vorstellen: das hätte einem genauso passieren können, die verfolgten Gruppen wurden willkürlich gewählt.

Das waren alles Menschen – mir wurde dort umso mehr klar, wie groß dieses Unrecht war und dass es hätte nie geschehen dürfen und auch nie wieder geschehen darf.

Am letzten Tag, dem Donnerstag – dem 9. 11., also dem 85. Jahrestag der Reichspogromnacht – fuhren wir in die Außenstellen der KZ-Gedenkstätte Dachau in Hebertshausen und Leitenberg.

In Hebertshausen wurden viele russische Kriegsgefangene hingerichtet – ein Verstoß gegen das Kriegsrecht. Zeitzeugenberichte über die Erschießungen haben uns sehr erschüttert, es klang, als ob Menschen wie auf einem Schlachthof sinnlos vernichtet wurden.

Auf dem Leitenberg war ein KZ-Friedhof. Dort waren reihenweise Massengräber, ungefähr ein

Meter breit und 5 – 10 Meter lang. Das hat uns nochmal die Dimensionen der Vernichtung im Holocaust gezeigt – wir erfuhren nämlich, dass dort nur einige der in den letzten Wochen verstorbenen KZ-Häftlinge liegen – nur vom KZ Dachau.

Zusammenfassend möchte ich sagen, dass unsere Fahrt sehr lehrreich war. Ich habe viel erfahren, das ich vorher noch nicht gewusst hatte. Außerdem kann ich mir nun diese Zeit besser vorstellen. In einem Schulbuch zu lesen ist etwas anderes, als an diesen geschichtsträchtigen Orten zu sein.

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Wir, die Klassen 10a und 10b, fuhren vom 6. bis zum 9. November nach Nürnberg, München und Dachau, um mehr über den Nationalsozialismus zu lernen. Als wir montags in Nürnberg über das Reichsparteitagsgelände liefen und viel über Hitlers wichtigste Bauten und seine damaligen Zukunftspläne erfuhren, wurde mir erneut klar, wie unfassbar größenwahnsinnig er und die Nazis doch waren. Die riesige, heutige Grünfläche, die damals ein Ort war, wo tausende Menschen versammelt waren um Hitlers Worten zuzuhören und diesen zu vertrauen, lösten in mir ein sehr beklemmendes Gefühl aus—trotz des vielen Platzes. Genauso das nur zu Zweidrittel fertig gestellte Colosseum, der viele Raum, die riesigen fast schon einsperrenden Mauern. Auch hier sollten sich mehrere tausend Menschen für Reden von Hitler versammeln. Viele Fragen kamen in mir auf. Wäre ich damals vielleicht auch an einem dieser Orte gewesen? Diese Momente waren in Nürnberg definitiv die prägendsten. In München war für mich das wichtigste und interessanteste Thema der Widerstand. Wieder Fragen wie: Hätte ich mich als Student getraut mich zum Beispiel der Weißen Rose anzuschließen? Wäre ich mutig genug meine Werte mit meinem Leben zu vertreten? Trotz der vielen verschiedenen Stationen und Eindrücke in München war es doch ein sehr wichtiger Tag für mich, um mir genau diese vielen Fragen zu stellen. Und doch war für mich ganz klar der Tag im Konzentrationslager Dachau der Tag, an dem ich mir die meisten

unzählbaren Gedanken gemacht habe. Das Betreten des Geländes löste in mir eine Stimmung aus, die ich zuvor noch nie so stark spürte. Trauer, Angst, Einsamkeit und vieles mehr. So viel auf einmal zu spüren ist unbeschreiblich. Die Emotionen dort zu laufen, wo so viele Menschen ihr Leben verloren haben, ein Ort des Leidens, des Verlustes und des Todes. Durch die Baracken zu laufen und zu sehen, unter welchen schrecklichen Umständen Menschen um das Überleben kämpften, macht sprachlos. An Wänden entlang zu laufen, an denen einst das Blut unschuldiger Menschen, auch Kindern, klebte — unbeschreiblich. Genauso das Gefängnis, so viel Unrecht, das an diesen Orten geschah. Das Krematorium zu sehen, in dem viel zu viele, ohne Andenken, ohne einen Namen zu haben einfach aus der Welt geschafft wurden, löste bedrückende Gefühle in mir aus, die mich bis heute zum Nachdenken bringen. Am letzten Tag, an dem wir auf dem Massenfriedhof Leitenberg und an dem Schießplatz Heberthausen waren, waren für mich definitiv die immer noch vorhandenen Löcher in den Wänden, vor denen Kriegsgefangene erschossen wurden, das Schlimmste. Ein Bild, das sich in die Erinnerungen einbrennt. Zu fühlen, wo die Patronen abprallten die einen Menschen das Leben kosteten. Ich könnte noch viel mehr darüber schreiben, aber diese Momente waren die prägendsten der Fahrt und sehr bereichernd für mich. Diese Fahrt brachte mich näher in die Richtung Selbstfindung und wird mich ein Leben lang begleiten, weswegen ich sehr dankbar bin, das erlebt haben zu dürfen.

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Gedanken der 10b zur Gedenkstättenfahrt 2023 nach Nürnberg, München und Dachau

„Die Größe des Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg war sehr beeindruckend. Alles war darauf ausgelegt, dass Hitler eindrucksvoll und mächtig im Mittelpunkt erschien.“

„Der Besuch der Universität in München war sehr beeindruckend. Es war spannend an dem Ort zu sein, wo die Mitglieder der Weißen Rose studiert hatten.“

„Es erstaunte uns, dass sich so junge Leute getraut hatten Widerstand zu leisten und zum Beispiel Flugblätter verteilten, was ihren Tod bedeuten konnte.“

„Der Besuch des Konzentrationslagers in Dachau war eine traurige und düstere, aber zugleich auch interessante Erfahrung.“

„Der Ort strahlt Kälte und Traurigkeit aus. Wie kann man so etwas Grausames und Unmenschliches tun?“

„Im Vordergrund stand bei uns immer die Frage, wie konnte man so etwas machen?“

„Mit diesem grauenvollen Thema sollte man sich auf jeden Fall auseinandersetzen und darüber reden, dass so etwas in der Zukunft nicht mehr passiert.“

„Wir müssen immer den Satz ‚Nie wieder‘ im Kopf behalten.“

„Durch den Besuch der Gedenkstätten wurde uns das Thema Nationalsozialismus verständlicher. Wir haben viel gelernt und sind zu der Ansicht gekommen, dass dies nicht in der geringsten Weise wieder geschehen darf und wir alles dafür tun müssen, die Demokratie zu bewahren.“

Präsentation der Gedenkstättenfahrt

(eingestellt von S. Jaqui)