Wozu Latein?

Immer wieder werden Vorurteile und Vorbehalte gegenüber der lateinischen Sprache geäußert:

„Latein ist eine tote Sprache und daher lohnt es sich nicht, diese Sprache in der Schule zu erlernen.“
• Eine Sprache ist nicht nur dann lebendig, wenn sie gesprochen wird, sondern sie lebt auch dadurch, dass sie uns in vielen Begriffen und Wendungen tagtäglich begegnet, dass sie die Kultur eines Kontinents maßgeblich prägt und dass sie im Denken des Menschen Spuren hinterlässt.

„Latein ist zu schwer“
• Die Erfahrung zeigt, dass die Erlernung anderer Sprachen keineswegs leichter ist. Schüler/innen, die für das Gymnasium geeignet sind, können die lateinische Sprache erlernen, wenn sie – wie in anderen Fächern auch – aufmerksam dem Unterrichtsgeschehen folgen, ihre Vokabeln und Grammatik lernen und ihre Hausaufgaben sorgfältig bearbeiten.

„Latein ist viel zu trocken und von den Inhalten her total überholt“
• Durch die neuen Lehrbücher, die neuen Unterrichtsmethoden und -medien, durch den Einsatz des Computers auch im Lateinunterricht ist das Fach keineswegs trocken. Bezüglich der Inhalte ist zu sagen, dass auch heute noch Caesars gallischer Krieg die Schüler/innen anspricht, weil sie hier Geschichte „live“ erleben können. Interessant ist für die Schüler/innen auch ein Vergleich des Männer-Frauenbildes der Antike (Ovid, Ars amatoria) mit den heutigen Vorstellungen.

„In unserem zusammenwachsenden Europa ist es wichtiger eine weitere moderne Fremdsprache zu erlernen.“
• Natürlich ist das Erlernen moderner Fremdsprachen in unserer Zeit sehr wichtig, aber gerade die romanischen Sprachen wie Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Italienisch und Rumänisch leiten sich vom Lateinischen ab.

Die lateinische Sprache ist wichtig und wertvoll

Grundlage unserer Kultur

Die gesamte europäische Kultur beruht auf dem Lateinischen. Jahrhunderte lang hat die lateinische Sprache die Völker Europas miteinander verbunden und bis ins 18. Jahrhundert wurden alle bedeutenden wissenschaftlichen Werke lateinisch verfasst. (z. B. Theorien des Kopernikus, die Beschreibung der Gesetze der Schwerkraft durch Newton, die Thesen Luthers). Auch heute noch ist die Terminologie der Wissenschaften lateinisch oder griechisch. Die Kenntnis des Lateinischen erleichtert das Verständnis von wissenschaftlichen Fach- und Fremdwörtern.

Voraussetzung für viele Studiengänge

Für viele Studiengänge ist das Latinum Voraussetzung: Anglistik, Romanistik, Geschichte, Philosophie, Archäologie und Theologie. In anderen Fächern wie z.B. Medizin und Jura sind Lateinkenntnisse eine außerordentliche Erleichterung. Außerhalb der Schule kann das Latinum nur an der Universität erworben werden, was wertvolle Studienzeit kostet.

Sachwalterin der gesamten Antike

Im Fach Latein wird wie in keinem anderen Schulfach fundamentales Wissen über die Antike vermittelt. Die römische Geschichte (Republik, Kaiserzeit), das tägliche Leben der Römer (Familienleben, Kleidung, röm. Küche, Religion und Freizeit), die Mythologie der Römer und der Griechen, Baukunst, Handel und Verkehr sind Inhalte des Lateinunterrichts.

Muttersprache Europas

Die romanischen Sprachen wie Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Italienisch, und Rumänisch leiten sich vom Lateinischen ab. Latein ist die Muttersprache! Auch etwa 60% des englischen Wortschatzes lassen sich aus dem Lateinischen ableiten. Latein ist also ein guter Schlüssel, um die modernen Fremdsprachen leichter und in kürzerer Zeit zu erlernen.

Die folgende Tabelle zeigt beispielhaft, wie eng die Verbindungen sind:

LateinSpanischFranzösischItalienischDeutsch
portaportaporteportaTür, Pforte
caliduscálidochaudcaldowarm
amoamoaimeamoich liebe
flosflorfleurfioreBlume
annusañoanannoJahr
libertaslibertadlibertélibertàFreiheit

Trainingszentrum für logisches Denken

Zu den „allgemeinen geistigen Fähigkeiten“ im Katalog der Schlüsselqualifikationen zählen logisches Denken, Abstraktionsvermögen, analytische Fähigkeiten, Urteilsvermögen und Lernfähigkeit. Genau diese Fähigkeiten werden im täglichen Lateinunterricht geübt und gerade in unserer Zeit, in der jedes Spezialwissen durch den rasanten technischen Fortschritt innerhalb kurzer Zeit veraltet ist, ist es mehr denn je nötig, sogenannte Schlüsselqualifikationen zu erwerben.

Trainingszentrum für arbeitsethische Qualifikationen

Besonders der Lateinunterricht fördert Ausdauer, Zielstrebigkeit, Fleiß, Leistungsbereitschaft und Genauigkeit, Fähigkeiten, die man früher als „Arbeitstugenden“ bezeichnete und die heute zum Katalog der arbeitsethischen Schlüsselqualifikationen gehören.

Basis für besseres Deutsch

Die durch das Lateinische vermittelte Elementargrammatik fördert die Beherrschung der Muttersprache. Lateinunterricht ist in der Anfangsphase immer zugleich auch Deutschunterricht. Beim Übersetzen kommt es immer wieder darauf an, gute deutsche Ausdrücke für lateinische Formulierungen zu finden („gallus cantat“ wird übersetzt „der Hahn kräht“ und nicht „der Hahn singt“, obwohl „cantare“ „singen“ bedeutet). Das Ausdrucksvermögen des Schülers/der Schülerin wird geschult und verbessert. Außerdem lernt der Schüler/die Schülerin über die Kenntnis des Lateinischen auch das Deutsche in seinen grammatischen Strukturen besser zu verstehen.

Inhalt: E.Zimmer; Form: mosfet (24.04.2002); Letzte Aktualisierung JP 23.06.03